Folge 222 - Lampenfieber

[00:00.000]Folge 222 Lampenfieber
[00:06.520]Liebe Freundinnen und Freunde von 14 Minuten, ihr kennt es wahrscheinlich alle. Ihr müsst
[00:14.760]einen wichtigen Vortrag oder eine wichtige Präsentation halten und dann steht ihr da
[00:21.480]mit euren Notizzetteln und das Publikum schaut interessiert zu oder es schaut vielleicht
[00:33.080]gelangweilt zu, das wäre dann noch schlimmer und es sind viele Leute da und ihr merkt,
[00:40.480]dass ihr ganz atemlos seid, dass euer Herz rast und auf einmal habt ihr das Gefühl,
[00:49.680]dass ihr alles vergessen habt, was ihr eigentlich sagen wolltet. Und ihr fühlt euch komplett
[00:58.480]inkompetent und komplett unfähig diesen Vortrag zu halten. Und für dieses Gefühl, diese Angst vor
[01:09.040]solchen Vorträgen und Präsentationen, dafür gibt es einen Begriff und das ist der Begriff
[01:16.080]Lampenfieber. Also Lampenfieber, das ist das Gefühl, dass wir haben, wenn wir eine wichtige
[01:25.840]Aufgabe machen müssen oder einen wichtigen Vortrag vor Personen halten müssen und wenn
[01:32.800]wir dann so ein richtiges Gefühl von Krankheit vorher haben, weil wir Angst haben, diesen
[01:39.640]Vortrag zu halten. Und in unserer heutigen Folge soll es um dieses Lampenfieber gehen.
[01:46.400]Viel Spaß! Der Ausdruck Lampenfieber, der kommt vom Theater oder auch von Musikern,
[02:03.240]die auf der Bühne auftreten. Auf der Bühne gibt es ja immer Lampen, die die Bühne erleuchten und
[02:11.560]dieser Zustand, Lampenfieber, der fühlt sich so ein bisschen wie Fieber an, wie Kopfschmerzen
[02:17.800]vor einem wichtigen Auftritt. Und besonders Schauspieler kennen dieses Gefühl. Sie wollen
[02:25.200]auftreten im Theater und sie wissen, der Saal ist voll, also es sind ganz viele Zuschauer
[02:32.120]da und jeder kleinste Fehler kann dazu führen, dass am Ende die Vorstellung ruiniert ist.
[02:39.200]Zumindest stellen sich das Schauspieler so vor. In Wirklichkeit ist das Publikum natürlich
[02:47.480]sehr gutmütig und mir zum Beispiel macht es gar nichts aus, wenn sich ein Schauspieler mal
[02:55.040]verspricht oder so oder wenn auf der Bühne eine kleine Peinlichkeit passiert und häufig
[03:02.400]fällt es ja gar nicht auf, also man denkt, dass ein kleiner Fehler einfach zum Stück gehört,
[03:08.360]wenn auf einmal die Tür zuknallt oder wenn eine Vase die Kulissen herunterfällt oder so. Aber
[03:16.640]als Schauspieler nimmt man jeden Fehler und jede Kleinigkeit, die nicht nach Plan läuft,
[03:23.360]als große Katastrophe war und dann entwickelt sich dieses Lampenfieber. Lampenfieber kann aber auch
[03:33.520]in anderen Situationen vorkommen, beispielsweise bei Schülern, die ein Referat halten in der
[03:40.520]Schule und die es nicht gewohnt sind, vor anderen zu sprechen. Lampenfieber kann es
[03:46.880]aber auch bei einem Date geben. Ja, also wenn wir eine Person treffen wollen, die uns
[03:52.960]besonders wichtig ist und wir die Erwartung haben, dass es vielleicht eine Beziehung am
[03:58.880]Ende geben könnte, eine Liebesbeziehung, dann sind wir vielleicht auch so aufgeregt,
[04:04.000]dass wir so richtig Lampenfieber davor haben. Und es gibt einige Tipps und Tricks, wie man
[04:11.520]mit diesem Lampenfieber umgehen kann. Zunächst einmal sei gesagt, dass ein bisschen Lampenfieber
[04:19.880]etwas Positives ist. Das Lampenfieber führt nämlich dazu, dass wir so eine Art von positiven
[04:28.480]Stress entwickeln können, der uns in Spannung versetzt und wir werden dann aufgeregt und
[04:37.680]diese Aufregung, die führt dazu, dass unser Vortrag oder unsere Präsentation am Ende noch
[04:44.280]besonders gut werden kann, also dass unsere Wörter besonders flüssig werden und wir dann
[04:50.520]von diesem Rausch mitgerissen werden, wenn wir einen Vortrag halten oder eine Präsentation
[04:57.560]machen. Also diese Aufregung kann auch sehr positiv sein. Ein Problem gibt es erst, wenn
[05:06.040]es zu viel Lampenfieber gibt. Also wenn das Lampenfieber so groß ist, dass man am liebsten
[05:12.480]umfallen würde oder wegrennen würde oder sich die Frage stellt, soll ich jetzt nicht
[05:18.280]einfach in den nächsten Zug steigen und dann nach Italien fahren und mich nie wieder bei
[05:24.600]diesen Leuten melden, für die ich diesen Vortrag halten soll, dann wird es irgendwann
[05:31.600]und dann sollte man gucken, dass man mit diesem Lampenfieber besser umgehen kann. Und da gibt es
[05:39.200]einige Sachen, die man machen kann. Und zwar gibt es da so einen Tipp. Man soll sich nicht
[05:46.760]gleich in diese Situation stürzen und den Vortrag vor vielen Leuten halten,
[05:52.160]sondern man soll das in kleinen Schritten angehen. Wenn man beispielsweise einen Vortrag
[06:00.280]halten möchte, dann kann man erst mal den Vortrag vor einer Person halten oder zwei Personen,
[06:07.520]um diesen Vortrag zu üben. In einem nächsten Schritt lädt man dann weitere Leute ein zu
[06:16.000]einer Übung dieser Präsentation oder dieses Vortrags. Beispielsweise könnte man erst
[06:21.840]mal zehn Freunde einladen oder 15 Freunde und dann diesen Vortrag nochmal vor diesen
[06:28.600]15 Leuten halten. Also die Anzahl der Leute wird immer größer. Und am Ende, wenn man dann
[06:37.920]wirklich den richtigen Vortrag in der richtigen Situation hält, dann hat man diesen Vortrag schon
[06:44.920]ein paar Mal vor einem kleineren Publikum gehalten und dann ist das Lampenfieber vorher
[06:51.160]auch nicht so stark, weil man diese Situation ja schon mit kleineren Menschengruppen und
[06:57.400]mit Freunden und Bekannten geübt hat. Und dann gibt es noch einige psychologische Tricks,
[07:04.320]die einem dabei helfen können, mit Lampenfieber umzugehen. Beispielsweise gibt es bestimmte
[07:12.200]Meditationsübungen und Atemübungen, die man anwenden kann. Man kann vor der Präsentation
[07:20.680]oder vor dem Vortrag beispielsweise einmal zehn Minuten meditieren. Und wenn man meditiert,
[07:28.640]dann versucht man sich von dieser Situation zu lösen, zu sich selbst zu kommen,
[07:34.400]sich auf den Atem zu konzentrieren. Und dann befreit man sich ein bisschen von
[07:41.240]diesen negativen Gedanken. Also man versucht bewusst diese negativen Gedanken zu vermeiden,
[07:48.920]diese negativen Gedanken aus seinem Kopf herauszubekommen und Ruhe zu bewahren.
[07:56.400]Und dann gibt es noch eine andere Meditationstechnik und da stellt man sich zehn
[08:03.920]Minuten lang vor, dass man den perfekten Vortrag hält. Also man stellt sich die
[08:10.720]Situation vor, so wie sie sein soll. Man stellt sich nicht die schlimmen Sachen vor,
[08:18.040]die geschehen können oder die Probleme, die auftreten können, sondern man packt erst
[08:24.120]mal alle Probleme beiseite und konzentriert sich nur auf das Ziel. Was möchte ich
[08:30.040]erreichen mit meinem Vortrag? Oder was möchte ich erreichen mit meinem Schauspiel,
[08:35.560]wenn ich Schauspieler auf der Bühne bin? Was ist das Ziel? Und wenn ich mich auf das Ziel
[08:42.120]fokussiere, dann hilft mir das auch, mit meinem Lampenfieber umzugehen, weil ich dann nicht die
[08:49.160]ganze Zeit mich auf diese Probleme konzentriere und mich darauf konzentriere, was alles schief
[08:55.800]gehen kann, sondern ich konzentriere mich darauf, was am Ende denn wirklich wichtig ist
[09:02.240]und was ich erreichen will. Mir persönlich hilft es allerdings immer ein bisschen mehr,
[09:09.040]wenn ich mich nicht nur auf dieses Ziel konzentriere, sondern wenn ich überlege,
[09:14.600]was denn der schlimmste Fall sein könnte. Denn meistens ist der schlimmste Fall, wenn man
[09:22.800]genau darüber nachdenkt, dann doch gar nicht so schlimm. Meistens kommt man zu der Lösung,
[09:30.680]dass eigentlich gar nichts passieren kann. Wenn ein Schauspieler sich am Anfang des Schauspiels
[09:38.560]einmal verspricht oder zweimal, dann mag das für diesen Schauspieler unangenehm sein,
[09:44.280]aber das heißt nicht, dass die Veranstaltung insgesamt eine schlechte Veranstaltung wird,
[09:50.440]denn den Leuten im Publikum ist es völlig egal, wenn sich ein Schauspieler ein oder
[09:55.600]zweimal verspricht. Es kommt bei einem guten Theaterstück auf ganz andere Sachen an,
[10:02.200]als auf diese kleinen Fehler. Und das sage ich mir auch oft, wenn ich einen Vortrag halten
[10:08.080]muss. Meistens sind diese kleinen Fehler gar nicht so schlimm und häufig machen diese
[10:14.120]kleinen Fehler ja auch sympathisch, weil dann die Leute aus dem Publikum sehen, okay,
[10:19.880]dieser Mensch, der diese Präsentation macht, der ist auch nicht perfekt. Und dann brauchen
[10:25.440]wir ja auch nicht perfekt zu sein, wenn wir das nächste Mal eine Präsentation machen müssen.
[10:30.000]Also häufig sind so kleine Fehler auch gar nicht so schlimm, sondern sie machen das Ganze
[10:36.000]vielleicht sogar noch besser. Und was mir auch vor kurzer Zeit passiert ist,
[10:41.120]als ich einen sehr wichtigen Vortrag halten musste, da ist mir die Situation während
[10:48.000]des Vortrages plötzlich ganz unreal vorgekommen. Also ich habe das Gefühl gehabt,
[10:55.280]dass ich in einem Traum sein würde, dass es gar kein realer Moment mehr ist,
[11:03.680]in dem ich mich befinde. Und dann habe ich mir gedacht, wenn das alles nur ein Traum ist,
[11:09.200]dann kann ich ja auch nichts falsch machen. Irgendwann wache ich auf und dann ist sowieso
[11:14.480]alles vorbei. Und dieses Gefühl, dass alles gar nicht real ist, das hat mir dann auch geholfen,
[11:21.560]meinen Vortrag zu halten. Vorher hat mir eine gute Freundin übrigens einen ganz tollen
[11:29.080]Satz gesagt, mit dem ich mich vor dem Vortrag hypnotisieren sollte. Also sie hat mir
[11:36.840]vorgeschlagen, dass ich ja eine Form von Hypnose anwenden könnte, um mein Lampenfieber in
[11:43.360]den Griff zu bekommen. Und dieser Satz lautet, ich werde heute mit meinem Vortrag alle Personen
[11:53.160]begeistern. Und diesen Satz sollte ich mir in meinem Kopf den ganzen Tag lang selbst vorsagen,
[12:04.000]ich werde heute mit meinem Vortrag alle Menschen begeistern. Und wenn man sich die ganze Zeit
[12:14.640]diesen Satz sagt, dann denkt man auch nicht an die schlimmen Sachen, die passieren können,
[12:21.040]oder an die Katastrophen, die während dieses Vortrages passieren können. Man denkt an
[12:28.320]diesen Satz und man entwickelt ein positives Gefühl von sich selbst und das hilft einem dann
[12:36.880]auch diesen Vortrag zu halten. Und am Ende gilt das schöne deutsche Sprichwort, Übung
[12:45.240]macht den Meister. Wer viele Präsentationen und Vorträge hält, der hat mit der Zeit auch immer
[12:53.320]weniger Lampenfieber. Und wer häufig im Theater auftritt, der wird mit der Zeit auch immer
[12:59.720]weniger Lampenfieber haben. Man braucht einfach ein bisschen Übung und ein bisschen Erfahrung und
[13:07.880]irgendwann gewöhnt man sich an diese schwierige Situation und dann macht es einem auch nicht
[13:13.760]mehr so viel aus, vor den anderen etwas zu präsentieren oder vorzustellen. Ich hoffe
[13:20.880]jedenfalls, dass diese Folge euch nicht nur dabei hilft, besser Deutsch zu sprechen,
[13:26.120]sondern dass sie euch vielleicht auch dabei hilft, jetzt besser mit dem Lampenfieber umzugehen.
[13:32.360]Das Transkript zu dieser Folge findet ihr wie immer unter www.14minuten.de. Und wenn ihr uns
[13:43.200]unterstützen wollt, Patrick und ich, dann könnt ihr gerne unser Buch lesen. Tomo feiert in
[13:50.000]Deutschland mit vielen kurzen, lustigen Geschichten über Feiertage in Deutschland,
[13:57.120]das wir speziell zum Deutschlernen geschrieben haben. Außerdem könnt ihr uns auf YouTube,
[14:04.000]auf Patreon oder auf Spotify unterstützen. Und damit wünsche ich euch noch eine ganz tolle
[14:12.280]Woche, viel Erfolg mit Vorträgen, Präsentationen, Theaterauftritten oder was ihr
[14:18.280]sonst so macht. Und ich wünsche euch, dass ihr möglichst wenig Lampenfieber dabei habt. Tschüss!