Folge 214 - Tabuthemen: Der Gang auf die Toilette

[00:00.000]Folge 214 Habu-Themen Der Gang auf die Toilette
[00:06.600]Hallo, ihr Lieben! Es gibt einen Satz und diesen Satz lernt man als Deutschlerner immer ganz am
[00:17.600]Anfang, wenn man die deutsche Sprache lernt. Ich meine nicht Guten Tag und ich meine nicht
[00:26.560]oder wie geht es dir, sondern ich meine den sehr wichtigen Satz, wo sind die Toiletten?
[00:34.000]Besonders, wenn man eine Reise macht, dann ist das der erste Satz, den man lernt. Noch bevor
[00:42.200]man das Wort Hallo lernt und noch bevor man lernt, etwas zu essen zu bestellen in einem
[00:49.840]Restaurant lernt man den Satz, wo sind die Toiletten? Aber manchmal dann reicht dieser
[00:57.720]Satz nicht mehr aus, dann funktioniert die Toilette vielleicht gar nicht und dann muss
[01:03.320]man erklären, dass man gar nicht auf Toilette gehen konnte oder vielleicht hat man ein Problem
[01:09.880]mit der Verdauung oder eine Krankheit, die etwas mit der Toilette zu tun hat und dann
[01:18.280]braucht man ein bisschen mehr Vokabular und dieses Vokabular lernt man meistens in Deutschkurs
[01:25.640]nicht, da es ein Tabu ist, über den Gang auf die Toilette zu sprechen und deshalb
[01:32.760]beschäftigen wir uns heute mal mit dem Gang auf die Toilette.
[01:38.160]Beschäftigen wir uns zunächst mit einigen wichtigen Wörtern und Redewendungen zum Thema
[01:52.920]Toilette. Und da gibt es einmal schöne Redewendungen, Redewendungen, die freundlich
[02:02.480]sind und die man gut benutzen kann und dann gibt es dreckige Wörter für Toilette und
[02:08.040]dreckige Redewendungen, die man am besten nicht benutzen sollte. Eine schöne Redewendung
[02:16.280]ist beispielsweise die Redewendung Geschäfte machen. Leute, die auf Toilette gehen,
[02:24.560]die machen dort ein Geschäft und das meint nicht, dass sie bezahlen mit Geldscheinen,
[02:33.800]sondern das meint, dass sie dort ihr Häufchen machen oder pinkeln. Und diese
[02:43.200]Redewendung Geschäfte machen, die hat eine lange Geschichte, denn früher im Römischen
[02:49.560]Reich gab es sehr saubere Toiletten, die mit Wasser funktioniert haben und diese Toiletten
[02:57.560]waren so hygienisch, dass sich die Leute dort tatsächlich getroffen haben und Geschäfte
[03:03.680]gemacht haben. Das waren große Gemeinschaftstoiletten, denn alleine kacken wollte damals keiner und es
[03:13.680]war damals üblich, dass man sich dort getroffen hat und dort zusammen sich unterhalten hat und
[03:20.400]Spiele gespielt hat zusammen und dass man dabei auch Geschäfte gemacht hat, also Sachen
[03:27.000]gekauft hat beispielsweise. Und daher kommt der Ausdruck Geschäfte machen auf Deutsch,
[03:34.720]wenn man auf Toilette geht. Und dann gibt es noch einen anderen Ausdruck für den Gang
[03:41.640]auf die Toilette und das ist auf das stille Örtchen gehen. Und zwar kann man auch sagen,
[03:50.600]ich gehe auf das stille Örtchen, wenn ich mal pinkeln muss. Dieser Begriff, das stille Örtchen,
[03:59.040]das ist auch ein freundlicher Begriff, den man gut benutzen kann, es ist kein dreckiger
[04:06.760]Begriff und dieser Begriff, das stille Örtchen, der drückt so ein bisschen die Scham aus beim
[04:13.720]Gang auf die Toilette und er drückt aus, dass es eine intime Erfahrung ist, die man nicht so
[04:22.600]gerne mit anderen Menschen teilt, denn wir leben ja nicht mehr zur Zeit der römischen
[04:29.280]Antike und im römischen Reich. Und dann gibt es auch noch einen dreckigen Begriff,
[04:35.960]den man nicht so oft benutzen sollte und das ist der Begriff der Donnerbalken. Donner,
[04:44.160]das ist eigentlich das Geräusch, wenn es blitzt. Ja, also es ist eigentlich eine Art
[04:50.760]von Wetter, wenn wir draußen sind und es blitzt, dann donnert es, dann sehen wir diese
[04:57.760]Lichtstreifen am Himmel. Dieses Licht am Himmel und diese Geräusche hören wir und das ist
[05:06.040]eigentlich Donnern und für die Toilette hat sich daraus der Begriff der Donnerbalken ergeben,
[05:14.080]denn manche Leute pupsen eben sehr häufig, wenn sie auf Toilette gehen und das ist dann
[05:20.640]das Donnern. Und so einen Donnerbalken, den gab es früher im Mittelalter tatsächlich,
[05:28.520]da gab es noch keine Wassertoilette, sondern da gab es einfach so einen Holzbalken zwischen
[05:35.400]zwei Häusern und da sind dann die Leute raufgegangen auf diesen Balken, um dann von
[05:42.480]diesen Balken hinunter zu kacken und das war nicht nur unhygienisch, weil sie sich keine
[05:50.480]Gedanken darüber gemacht haben, wo der Kot am Ende hinkam, sondern es war auch sehr gefährlich,
[05:56.800]weil manche Leute von diesem Balken heruntergefallen sind und dann in den Kot von
[06:04.280]allen anderen Leuten gefallen sind, die vorher auf diesem Balken gestanden haben.
[06:10.400]Und auch heute noch gibt es dieses Wort Donnerbalken für die Toilette. Im Laufe
[06:17.560]der Zeit hat sich die Toilette dann aber weiterentwickelt und so ist das Plumpsklo
[06:23.840]entstanden. Das Plumpsklo, das ist ein Klo ohne Wasser und ohne Spülung. Das
[06:34.400]gibt es auch heute manchmal noch, zum Beispiel wenn man in einen Nationalpark fährt und dort
[06:41.000]wandern geht, dann gibt es so kleine Hütten und dort geht man hinein und dann ist dort
[06:48.680]so ein Plumpsklo, das hat einen Deckel, den macht man auf, dann setzt man sich drauf und
[06:56.440]macht sein Geschäft und anschließend streut man ein bisschen Erde hinein, weil die Erde gut
[07:05.680]gegen den Gestank ist und weil die Erde diese giftigen Stoffe auch so ein bisschen neutralisiert.
[07:13.320]Es gibt aber kein Wasser im Plumpsklo. Das Plumpsklo muss regelmäßig sauber gemacht werden
[07:22.160]und oft stinkt es sehr stark auf dem Plumpsklo. Wie gesagt, heute gibt es das nur noch manchmal
[07:32.520]in der Natur, beim Wandern zum Beispiel, und dann ist man froh, wenn man überhaupt ein Klo
[07:38.960]hat. Aber früher war es ganz normal, als es diese Wassertoiletten nicht gab und in
[07:46.920]Deutschland gab es das noch bis in die 1950er Jahre auf den Dörfern, dass es dort keine
[07:53.920]Wassertoiletten gab, sondern dass es dort nur diese Plumpsklos gab. Mittlerweile gibt es
[08:01.960]aber Wassertoiletten und diese Wassertoiletten, die sind gemütlich und man setzt sich drauf und
[08:10.720]macht sein Geschäft und dann drückt man einfach auf den Schalter und das Wasser kommt und der
[08:19.320]Kot und die Pippi sind dann am Ende einfach verschwunden und wir machen uns keine Gedanken
[08:25.280]mehr darüber. Tatsächlich habe ich übrigens gehört, dass diese Wassertoilette eigentlich
[08:33.960]viel unhygienischer ist als so ein Plumpsklo. Wir verschmutzen unheimlich viel sauberes
[08:42.440]Trinkwasser mit unseren Wassertoiletten, eigentlich sind Kot und Pippi nämlich ein
[08:48.840]sehr guter Dünger für die Felder, aber wir, wir vergeuden es, wir verschwenden das alles
[08:56.960]und wir verschmutzen auch noch Wasser dafür. Und besonders früher, als das Wasserklo erfunden
[09:06.080]wurde, da hat das Wasserklo dazu geführt, dass die Umwelt sehr schnell verdreckt wurde,
[09:13.960]weil das ganze Abwasser einfach in die Flüsse und in das Meer geleitet wurde und es
[09:21.040]hat dort alles verschmutzt und dreckig gemacht. Es war also kein Fortschritt,
[09:26.720]als das Wasserklosett erfunden wurde. Und was kann ich sagen, wenn die Toilette wirklich
[09:33.760]kaputt ist und ich Angst habe, mich peinlich zu machen? In solchen Situationen ist es vor
[09:40.840]allem wichtig, das richtige Vokabular zu haben. Wenn ich gerade auf Toilette war und
[09:49.040]mein Geschäft gemacht habe, dann ist es beispielsweise sehr peinlich, wenn die
[09:55.120]Spülung nicht funktioniert. Das bedeutet, dass kein Wasser fließt, wenn ich auf den
[10:02.120]Schalter drücke. Und dann ist es gut, wenn ich das erklären kann, wenn ich irgendwo
[10:09.360]eingeladen bin, dass ich sagen kann, die Spülung funktioniert nicht, damit am Ende
[10:16.800]nicht der Gastgeber kommt und am Ende noch die Geschäfte im Klo sieht, sondern weiß,
[10:24.600]dass die Spülung nicht funktioniert und dass er nicht in das Klo hineingucken darf. Dann kann
[10:31.400]es sein, dass der Klo-Deckel kaputt ist. Auch dieser Deckel kann manchmal kaputt sein
[10:38.480]und dann ist es nicht so angenehm auf dem Klo zu sitzen. Und manchmal ist das Klo
[10:46.280]auch verstopft. Das ist eigentlich das Schlimmste, was passieren kann. Man hat
[10:52.360]sein Geschäft gemacht und dann drückt man auf den Knopf oder auf den Schalter, aber das Klo
[11:00.120]ist verstopft. Das Wasser sammelt sich in der Kloschüssel an, aber es fließt nicht weg.
[11:08.880]Und dann steht man da und man sieht, dass sein Geschäft gar nicht verschwunden ist,
[11:15.520]und das ist dann auch sehr peinlich. Leider hat man das sehr häufig, wenn man mit der
[11:21.920]deutschen Bahn fährt in Zügen, dass man ganz dringend auf Toilette muss und dann ist man
[11:27.960]auf Toilette und freut sich, dass man sich erleichtern kann und dann merkt man,
[11:33.080]oh nein, das Klo ist verstopft, weil die Öffnung in diesen Zugklos leider immer sehr klein ist.
[11:41.080]Und leider gibt es im Zug auch keine Klobürste, mit der man so ein bisschen
[11:49.680]versuchen kann, das Klo wieder frei zu machen und die Verstopfung zu beseitigen. Und deswegen
[11:59.880]wird man meistens einfach weggehen und hoffen, dass irgendwo im Zug noch ein
[12:05.560]anderes Klo ist, das funktioniert. Sehr unangenehm ist es auch, wenn man eine
[12:12.480]Krankheit hat und die Verdauung nicht so gut funktioniert. Wenn der Kot beispielsweise
[12:20.480]zu flüssig ist, dann sagt man, man hat Durchfall. Dann muss man immer ganz oft auf
[12:27.680]Klo rennen und in manchen Situationen, wenn man sich mit Freunden trifft beispielsweise,
[12:34.120]dann ist es vielleicht sinnvoll, dass man das erklären kann, wenn man die ganze Zeit
[12:39.280]auf Klo rennen muss. Oder wenn man zum Arzt geht, dann ist es natürlich auch wichtig,
[12:45.440]ihm zu sagen, dass man Durchfall hat. Das Gegenteil von Durchfall ist die Verschöpfung.
[12:52.960]Das bedeutet, dass man tagelang nicht auf Toilette geht und dass einfach nichts
[13:00.600]hinauskommt, wenn man auf dem Klo sitzt. Das ist eigentlich noch unangenehmer als Durchfall,
[13:06.800]weil man die ganze Zeit auf Toilette gehen will, aber nicht richtig kann. Und der Kot
[13:12.920]ist dann ein bisschen zu fest und nicht flüssig. Und dann gibt es noch andere
[13:18.360]unangenehme Dinge, die keine richtigen Krankheiten sind, und zwar leiden manche
[13:25.040]Menschen unter Blehungen. Blehungen haben, das ist ein freundliches Wort für Furzen oder Pupsen.
[13:33.560]Also wenn Leute Luft im Darm haben und die ganze Zeit pupsen müssen und man freundlich
[13:40.400]sein will, dann kann man sagen, dass sie Blehungen haben. Ich hoffe jedenfalls,
[13:47.000]dass ihr keine Blehungen habt und auch keinen Durchfall und keine Verschöpfung,
[13:51.680]sondern dass ihr euch gesund fühlt und einfach auf Toilette gehen könnt,
[13:56.960]wann ihr es wollt. Und ich wünsche euch natürlich, dass das Klo auch immer funktioniert,
[14:03.800]wenn ihr es gerade braucht. Das Transkript zu dieser Folge findet ihr wie immer unter
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[14:27.080]Und damit verabschiede ich mich von euch, wünsche euch noch einen tollen Tag und sage Tschüss!